Die Jugend in den Zeiten der Diktatur
Kritik
"Desaparacidos": ein eindringliches Lehrstück
Um jugendliche Identitätssuche, um familiäre Verwerfungen geht es häufig in den Stücken, die der niederländische Autor Ad de Bont für die Bühne schreibt. Die heile Familie mitteleuropäischer Prägung und ihre Wohlstandsprobleme stehen dabei aber selten im Mittelpunkt. Seine Arbeiten für junges Publikum spielen stattdessen im Rumänien des Securitate-Terrors, auf Sklavenplantagen oder im Bosnienkrieg.
In "Desaparacidos", das im TaO! in der Regie von Manfred Weissensteiner zu sehen ist, gibt die Zeit der argentinischen Militärdiktatur ab 1976, als zehntausende in den Folterkellern der Junta "verschwanden", den Rahmen ab. Ein Jahr nach Wiederherstellung der Demokratie macht sich der elfjährige Federico auf die Suche nach der eigenen Vergangenheit und erfährt dabei, dass seine richtigen Eltern ermordet wurden, er selbst danach ausgerechnet bei dem Mann aufwuchs, der sie zu Tode folterte. Im TaO! wird diese jugendliche Odyssee, ganz analog zur Textvorlage, mit vier Schauspielern und in zeitlichen Rückblenden erzählt - als eindringliches und teilweise beklemmendes Lehrstück über Denunziation und Mitläufertum in faschistischen Systemen.