Die neue Selbstverständlichkeit
Journalisten dürfen häufig nur berichten, wenn sie Knebelverträge unterschreiben. Künstler wollen kontrollieren, was nicht mehr zu kontrollieren ist
Recherche: Martin Gantner
Johannes Bruckenberger weiß, was Stars und Sternchen mögen, oder vielmehr, was sie nicht mögen. Sie legen ihm die Wünsche schriftlich vor - in Verträgen, verklausuliert aber unmissverständlich. Bruckenberger ist stellvertretender Chefredakteur der Austria Presse Agentur (Apa). Auf seinem Schreibtisch liegen Verträge von internationalen Künstlern und deren Agenturen. Jener von Leonard Cohen etwa, der vor wenigen Wochen im Wiener Konzerthaus einen umjubelten Auftritt feierte. Darin festgehalten die Bedingungen, unter denen über das Konzert berichtet werden darf.
"Wir hätten den Text nur einmal publizieren dürfen", sagt Bruckenberger. Weiters hätte er in anderen Publikationen nicht abgedruckt werden und auch nicht im Web erscheinen dürfen. Einigermaßen bizarr, ist es doch Sinn und Zweck einer Presseagentur, Texte den eigenen Genossenschaftern, den österreichischen Medien, zur Verfügung zu stellen. "Das führt ja das Prinzip der Agentur ad absurdum." Streng genommen hätten sich die Apa-Redakteure den Konzertbericht nur gegenseitig vorlesen dürfen, denn über ein eigenes reichweitenstarkes Medium verfügt die Agentur noch nicht. Bruckenberger weigerte sich, den standardisierten Vertrag zu unterzeichnen. Die Klauseln wurden gestrichen.