Erotische Vorhölle: das "Monster" in uns

Kritik

Bettina Hagen
FALTER:Woche, FALTER:Woche 44/2008 vom 29.10.2008

Wenn Sexfantasien wahr werden

Die Bühne des Off Theaters ist für "Monster" vom Vorraum zweier Künstlergarderoben in eine Art Vorhölle mutiert. Grischka Voss und Ernst Kurt Weigel (Bernhard Ensemble) inszenieren und spielen gemeinsam mit Kristina Bangert, Christopher Ammann und Kajetan Dick eine Revue über das weitverbreitete und oftmals unerkannte dunkle Zwitterwesen aus sexueller Obsession und Aggression. Als Verkörperungen gängiger Sexfantasien entblößen die fünf Akteure nach und nach auch ihre vom Leben beschädigten Charaktere. Sie sind Schausteller einer Verrohung, die es in Kriegs- und Friedenszeiten und besonders gegenüber Kindern gibt; das Publikum ist Gast in einem erotischen Vergnügungstempel und damit Verbündeter und Teil der Atmosphäre. Die lockere Abfolge von sketchartigen Szenen und Gesangsnummern (Musik: Bernhard Fleischmann) wirkt keine Sekunde lang aufgesetzt oder konstruiert, vielmehr entsteht durch den bösartig zärtlichen Blick auf erotisch aufgeladene Alltagsszenen ein anregendes Fluidum und das Gegenteil eines Lehrstücks über Sex und Gewalt.

Nächste Vorstellungen: Das Off Theater, Fr, Sa, Di 20.00

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