Hallo Krise!
Der Finanzcrash ist in der Steiermark längst spürbar. Notizen von der Unfallstelle
Reportage: Donja Noormofidi, Gerlinde Pölsler
Die Rolltreppe in der Grazer Stadthalle schiebt regungslose Herren in dunklen Anzügen nach oben - sie sind es gewohnt zu fahren, statt zu gehen: Mitten in der Finanzkrise haben sich die Bosse der Autohersteller und -zulieferer aus Europa, den USA und Japan hier, im Herzen des steirischen Autoclusters, beim Internationalen Automobil-Forum versammelt. Schon in den Eingangsstatements hat die Finanzkrise ihren Auftritt, fallende Absatzkurven werden an die Wand projiziert. "Wir müssen eben beschleunigt neue Technologien auf den Markt bringen", übt sich Josef Affenzeller, Forschungsleiter von AVL List, in Optimismus. Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann klettert hinter dem Volant eines glänzenden Artega-Sportwagens hervor: "Die Stimmung ist sehr positiv", auch er sei "dagegen, dass man die Wirtschaft krankjammert". Eben ist der populäre ehemalige Chefvolkswirt von BMW, Helmut Becker, eingetroffen. Er wird am Abend das Galadinner mit dem Vortrag eröffnen: "Treiben die Finanzmärkte die Automobilindustrie in die Krise?" Und? "Wollen Sie die Wahrheit hören", poltert er, "oder Friede, Freude, Eierkuchen? Gut: Wir laufen in eine Weltwirtschaftskrise, die Beschäftigungseffekte kommen erst auf uns zu." Die heutige Situation sei mit 1929 zu vergleichen. Der fidele Leiter des Instituts für Wirtschaftsanalyse und Kommunikation in München ist trotz allem zuversichtlich: "Unser Führungspersonal ist nicht schlecht. Barroso, Merkel, Sarkozy sind dufte - und selbst dieser komische Engländer, Brown." Schuld am Debakel seien "die großen Banker und Investmentgesellschaften", knurrt Becker: "Die gehören ins Gefängnis."