Mirrors - ein Horrorfilm für Lacan-Schüler
Neu im Kino
Kiefer Sutherland und Paula Patton und die verfluchten Spiegel
Ein Mensch blickt reglos in den Spiegel. Auf der anderen Seite greift das Spiegelbild zum Messer und schlitzt sich mit bösem Grinsen die Kehle auf. Der Mensch röchelt, fasst sich an den Hals und stirbt. Regisseur Alexandre Aja ("The Hills Have Eyes") hat diese ebenso schlichte wie unheimliche Allegorie auf das Horrorkino aus dem Haunted-House-Schocker "Into the Mirror" von Sung-ho Kim entlehnt. Die von ihm inszenierte US-Version übernimmt von diesem Vorbild zum Glück nur einzelne Szenen und nicht die insgesamt dröge Dramaturgie, und so fällt "Mirrors" komplexer und spannender aus als das koreanische Original.
Kiefer Sutherland spielt Ben Carson, einen geschassten NYPD-Cop mit einem Alkoholproblem, der im Auftrag einer privaten Firma ein böse beleumundetes, ausgebranntes Kaufhaus bewacht. Allein die Location macht den Film sehenswert, denn gedreht wurde in einer von Ceausescus Ruinen in Bukarest. Wie das schwarze Magritte-Haus ragt deren rußige Fassade in den hellen Himmel, ein Monster von einem Bau, in dem Sutherland nicht viel tun muss, um bedroht zu wirken.
Die Spiegel des Kaufhauses sind mit einem Fluch belegt, der bald auch im Alltag von Carsons Familie Einzug hält: Jede reflektierende Fläche - ein blanker Türknauf, die Klinge eines Messers, eine Regenpfütze - wird dabei zur potenziell mörderischen Gefahr. Zugleich verdrängt ein hallender, elektronischer Score, in den scheinbar auch rückwärts geloopte Sprachfetzen eingearbeitet sind, die klassische Orchestrierung. "Mirrors" spielt erfreulich kreativ mit Doppelgänger-Motiven, Palindromen, gespiegelten Schriften und beschrifteten Spiegeln. Der Satz "Objekte im Rückspiegel sind näher als sie scheinen" bekommt dabei eine neue, sinistre Note. Eine absolute Empfehlung für Lacan-Schüler und Freunde des Spukhausfilms.
Ab Fr in den Kinos