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Kurz besprochen
Allerseelen
Julia Kospach: Letzte Dinge. Ilse Aichinger und Friederike Mayröcker. Zwei Gespräche über den Tod. Mandelbaum, o. S., € 28,90
Würde man einander zu den bevorstehenden Feiertagen beschenken, dieser Band könnte als "Geschenkbuch" durchgehen. Und damit ist schon der einzige Einwand formuliert, den man erheben kann: Diese Büchlein kommt ein bissl gar gefällig daher, den abgebildeten Assemblagen von Daniel Spoerri haftet etwas unangenehm Apartes an.
Die Gespräche mit den beiden großen alten Damen der österreichischen Literatur haben es freilich in sich - in ihrer Unverblümtheit, mit der hier zwei ganz konträre Positionen eingenommen werden. Wo Friederike Mayröcker, die, wie man weiß, noch so viel zu schaffen hat, mit fast kindlich anmutendem Furor gegen ihren "Feind" loswettert und ewiges Leben als Voraussetzung vernünftiger Zeiteinteilung erblickt ("50 Jahre für das, 50 Jahre für jenes"), könnte sich Ilse Aichinger mit dem Tod sehr gut abfinden, wäre da nicht das Sterben, das schwerer zu werden droht, je älter man wird. Auch wenn manche ihrer Sätze etwas enigmatisch anmuten ("Gute Literatur ist mit dem Tod identisch"), kann man ihrer forschen Klipp- und Klarheit Bewunderung nicht versagen. Über Bachmanns "Todesarten" sagt sie: "Der Titel ist falsch wie das meiste, das sie geschrieben hat." Klaus Nüchtern