"Warum wirbt Vera jetzt auch für Butter, Herr Brandstetter?"

Nachfragekolumne

Medien, FALTER 44/2008 vom 29.10.2008

Was assoziieren Sie mit Vera Russwurm? Streichfähig wie Butter? Vielleicht, wenn man an jene Menschen denkt, die in ihrer ORF-Sendung "Vera exklusiv" auf dem Gästesofa sitzen. Russwurm interviewt sie manchmal so lange, bis sie tatsächlich "streichfähig" sind und ihr Innerstes nach außen kehren.

Dass die Welser Molkerei Landfrisch für ihre Frischkäse- und Butterlinie ausgerechnet die brünette Talkkönigin ausgesucht hat, hat aber einen anderen Grund. "Für die Zielgruppe für Premiumbutter ist sie das ideale Testimonial", erklärt Bernhard Brandstetter von der oberösterreichischen Werbeagentur Adhouse, die die Landfrisch-Werbelinie betreut. Warum? "Butter in dieser Preisklasse wird von Frauen ab 20 bis 49 Jahren gekauft, und Vera Russwurm hat bei ihnen eine hohe Glaubwürdigkeit."

Es ist nicht der erste Werbeauftritt Russwurms, deren TV-Quoten bei ihren jüngeren Sendungsformaten "Vera exklusiv" und davor "Primavera" nicht mehr mit ihrem großen Erfolg "Vera" mithalten wollten. Das Publikum hat sich offenbar an der Omnipräsenten sattgesehen.

Daran könnte auch ihre Werbepraxis schuld sein. Dixan, Billa, Jacobs, Oberbank, jetzt Landfrisch. Vera wirbt viel. Grundsatz eins: Sie steht nur für Marktführer zur Verfügung. Grundsatz zwei: Die Produkte müssen der promovierten Ärztin persönlich gefallen - und zu ihrem Image als gesundheitsbewusste Frau passen. Bei Landfrisch ist es angeblich die Qualität der Butter, die durch Zugabe von Raps- oder Olivenöl nicht nur leichter streichbar wird, sondern auch weniger Cholesterin hat. "Sie ändert auch Werbeslogans ab, wenn sie ihr nicht entsprechen", weiß Brandstetter. Über die Kosten der "perfekten Partnerschaft" will er gar nichts sagen. "Das ist ein Minenfeld." Billa zahlte ihr kolportierte 100.000 Euro.

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