Wie wir lernten, die Überwachung zu lieben
Hans Zeger, Österreichs bekanntester Datenschützer, kommt zur überraschenden Erkenntnis: Den gläsernen Bürger gibt es nicht
Rezension: Ingrid Brodnig
Hans Zeger hat sich lange geziert, ein Buch über den Datenschutz zu schreiben. Und das, obwohl er Österreichs bekanntester Datenschützer ist. Der Obmann der Arge Daten ist die erste Anlaufstelle für Journalisten, wenn sie einen O-Ton zu den Plänen des Innenministeriums oder zum Wildwuchs an privaten Überwachungskameras wollen. So manch ein Verlag soll bei ihm schon an die Tür geklopft haben. Doch erst jetzt hat Zeger tatsächlich ein Buch geschrieben.
"Mensch. Nummer. Datensatz" klingt nach der üblichen Überwachungsparanoia: nach Big Brother und dem gläsernen Menschen. Doch Zeger glaubt gar nicht, dass der Überwachungsstaat das wirkliche Problem ist. Ihm geht es vielmehr um die Frage, warum ein so großer Teil der Bevölkerung für mehr Überwachung eintritt. Wie der Untertitel des Buchs verrät, geht es um "unsere Lust an totaler Kontrolle". Auf 368 Seiten beschreibt er verschiedenste Bereiche, in denen mehr Überwachung gefordert wird: Das reicht von der Videokamera im öffentlichen Raum bis zur geplanten Sexualstraftäterdatei.