So war das nicht ausgemacht, Sedlacek
Selbstversuch
Sedlacek macht mich in seinen Mails zur Sau, es ist kein Spaß mehr. Nicht dass Spaß eine Kategorie wäre. Spaß ist etwas für Anfänger, für Großraumdiscobesucher. Wir Postspaßgesellschafter haben schon lange keinen Spaß im Sinne von Spaß mehr, wir packen höchstens den Moment, wir spüren uns höchstens, wir lassen uns höchstens einmal so richtig gehen; mit großer Ernsthaftigkeit und Hingabe und Respekt für den Kater danach. Großer Exzess, großer Kater, großer Schmerz. Ehrliche katholische Büßerei; dem ein nahezu ritueller Zwang zu neuerlichem Exzess, Kater, Schmerz immanent ist. Entsagung aus Vernunft, abwaschbarer Spaß ist etwas für Protestanten und andere Schweizer. Ich: Ich spaße nicht. Also, nicht dass ich allzu häufig nicht spaßte; eine Selbstmörderin bin ich auch wieder nicht. Außerdem, zugegeben, das Problem von so einem ausgewachsenen Kater ist, dass er vielleicht ganz gut im Kreise derer kommt, mit denen man ihn großgezogen hat, und die sind für gewöhnlich andernfrühs um sechsfünfzehn nicht anwesend; plus man muss zwischen neun und elf zum Buchstabentag in eine der Mimi-Klassen, um dort mit Erstklässlern zu lesen und als Buchstabenimpersonator kläglich zu versagen. Verdammt, das hatte ich vergessen. Mehr Kaffee. Wo sind die scharfen Kaugummis.