Staatsoper: das Drama von Mayerling als Ballett
Kritik
Robert Tewsley und Irina Tsymbal
Das 1978 uraufgeführte Ballett „Mayerling“ vom britischen Choreografen Kenneth MacMillan (1929–1992) hat endlich seinen Weg ins Ursprungsland des Mythos und damit gleich in die Staatsoper gefunden. Zu Musikstücken von Franz Liszt (orchestriert und arrangiert von John Lanchbery) nimmt das Drama um den unglücklichen, morphiumabhängigen und liebestollen österreichischen Thronfolger seinen eleganten Lauf. Schon der Prolog am Friedhof gibt sowohl einen Vorgeschmack auf das bevorstehende Schicksal der Protagonisten als auch auf den historistischen Überschwang in Bühnenbild und Kostümen. Über weite Strecken wähnt sich der tanzaffine Zuseher in einem dunklen Märchen des 19. Jahrhunderts. Die Hochzeitsnachtszene zwischen Rudolf und Stephanie (Marija Kicevska) erinnert an die fließenden und gespenstischen Qualitäten eines Füssli-Gemäldes. Robert Tewsley als Rudolf übertanzt seine Nervosität zu Beginn nur mit Mühe und wird erst später auch zum sicheren Partner für seine anschmiegsamen Geliebten, allen voran Irina Tsymbal als Mary Vetsera und Ketevan Papava als Gräfin Larisch.
Nächste Vorstellung: Staatsoper, Fr 19.30