Barack, der Retter der Welt? Bald kommt die Ernüchterung
Außenpolitik
So groß ist die internationale Begeisterung über den ersten afro-amerikanischen Präsidenten in den USA, dass die zweite Sensation kaum hervorgehoben wird: Mit Barack Obama wird ein Linker ins Weiße Haus einziehen. Den multikulturellen Hintergrund hat ihm seine Familie geliefert, den politischen seine Erfahrung als Community-Worker, eine Art Sozialarbeiter, in Chicago. Obamas Steuerpläne, die Reform des Gesundheitssystems, die angekündigten Notmaßnahmen für die wirtschaftlich Schwächsten und auch ein neuer Zugang zu internationalen Problemen – das alles trägt eine linke Ausrichtung. Das neue, junge Amerika, das sich bei diesen Wahlen durchgesetzt hat, ist bunter und linker geworden.
Die Finanzkrise hat eine kritische Grundstimmung gegenüber dem unregulierten Kapitalmarkt verbreitet, die sich, im Unterschied zur Wirtschaftkrise der 30er-Jahre in Europa, nach links entwickelt (auch wenn der Begriff selbst in den USA nach wie vor verpönt ist). Die Terrorangriffe vom 11. September 2001 hatten Bushs Neokonservativen den Vorwand zu einer Strategie des Alleingangs geliefert. Amerika beansprucht das Recht, überall dort präventiv einzugreifen, wo es sich bedroht fühlt. Den Verbündeten bleibt die Wahl, zu folgen oder in ihrer Glaubwürdigkeit angezweifelt zu werden. Die Finanzkrise eine ganz andere Dimension: Eine globale Krise – sagt Barack Obama – erfordert eine globale Lösung. Die Zusammenarbeit mit den anderen Staaten ist die Voraussetzung dafür.