Miteinander reden statt übereinander: eine lebendige Bibliothek im Kunsthaus
Bericht: Marie Gamillscheg
Theresia H. ist schon seit ihrer Geburt blind. Sie lebt in Graz und bemerkt immer wieder, wie manche Leute auch heute noch lieber Abstand wahren. „Deswegen finde ich, dass, living books‘ eine tolle Sache ist“, erzählt sie, „endlich eine gute Gelegenheit, um interessierte Menschen an meiner Geschichte teilhaben zu lassen“. „Living books“ kommt diese Woche auf Besuch nach Graz und lädt zusammen mit dem Theater am Ortweinplatz (TaO!) zwanzig „lebende Bücher“ ins Kunsthaus ein. „Es funktioniert wie eine normale Bibliothek“, erklärt Christoph Floner vom Wiener Verein „living books“, der 2008 mit dem Sozialmariepreis ausgezeichnet wurde. Dabei übernehmen Menschen die Rolle von Büchern und erzählen interessierten „Lesern“ ihre persönliche Geschichte, egal ob sie streng gläubige Muslime, Beamte oder „Blondinen“ sind. Es geht darum, Vorurteile abzubauen, einen toleranteren Umgang zwischen Menschen zu ermöglichen. Die „Bücher“ lassen sich für rund eine halbe Stunde „ausborgen“, um sich ihre Geschichte ganz ohne Scheu erzählen zu lassen. Wenn man schon immer wissen wollte, wie das Leben eines Pfarrers aussieht oder die Geschichte eines Flüchtlings aus Tschetschenien, dann bietet sich hier die passende Gelegenheit.