Romantik des Randes, Freude an der Franse
Franse ist ein tolles Wort. Es macht schon Spaß, es bloß auszusprechen: „Franse.“ Allzu viel Gelegenheit dazu gibt es nicht: Stirnfransen sind zur Zeit nicht rasend en vogue, und den Teppichfransen, die man in versunkenen Jahrzehnten noch mit einem überdimensionierten Kamm parallelfrisieren musste, ist wohl ein noch weniger mondänes Schicksal beschieden.
Die Franse fristet heutzutage eine vorwiegend metaphorische Existenz (Freda Meissner-Blau etwa trachtete einst danach, den Grünen „die linken Fransen“ abzuschneiden). Zu jähem Erblühen der Fransenverehrung kommt es indes, sobald vom Rand der Großstadt die Rede ist. Hier geht es nun gar nicht ohne Fransen: „Wien ist dort am schönsten, wo die Stadt ausfranst, also an der Peripherie“, schreibt Tex Rubinowitz in seinem spontanstadtsoziologischen Kompendium „Das staubige Tier“ und preist den Alberner Hafen mit gutem Grund als „fraglos großartigste Wienfranse“.