Es ist vollbracht: András Schiff komplettierte seinen Beethoven-Sonatenzyklus
Rezension: Carsten Fastner
Leicht pathetisch, doch nicht grundlos werden die 32 Sonaten Ludwig van Beethovens gerne als „Neues Testament der Klaviermusik“ apostrophiert. Wie jenes könnten, ja müssten Interpreten auch diese immer wieder aufs Neue lesen. Wobei für uns Hörer der Gewinn nicht zuletzt darin liegt, dass individuelle Zugänge am Beispiel des Wohlbekannten umso deutlicher zutage treten.
So hat es, um es profan zu formulieren, immer auch etwas Gipfelstürmerisches, wenn sich ein Pianist dem Vergleich stellt und eine Gesamtaufnahme des gewaltigen Werkkomplexes wagt – selbst, wenn er dies, wie nun András Schiff, ohne jede triumphalistische Begleitmusik tut.
Schiff selbst wählte die Bergmetapher und meint damit nicht in erster Linie die körperlichen Herausforderungen des Unternehmens. Er betrachte die „Spitzen und Höhenzüge“ der Sonaten seit je als eine „naturwüchsige Einheit“, der er sich emotional wie intellektuell erst mit 50 Jahren gewachsen fühlte.