Frage: Worum geht’s der Politik? Worum sollte es ihr gehen? Geht’s ihr noch gut?
Der Kommentar des Chefredakteurs
Die Krise der Parteien ist keine österreichische Spezialität. Aber es ist eine österreichische Spezialität, das Leiden an der demokratischen Entropie als nationale Besonderheit darzustellen. Das läppische Intermezzo der zehn ÖVP-Fragen unterbrach die Koalitionsverhandlungen, als sie bereits abgeschlossen schienen. Die schnelle Antwort der SPÖ blieb so unverbindlich wie nötig. Es war ja nicht um Fragen gegangen, sondern bloß um ein Theater.
Man macht sich ungern darüber lustig. Ohne die Kunst, Fragen zu stellen, gäbe es weder Philosophie noch Wissenschaft. Demokratie ist die Kunst, über gut gestellte Fragen zivilisiert miteinander zu streiten. Nicht zuletzt das jüngste Fragentheater zeigt: So was können unsere Parteien nicht.
Die Parteienkrise ist, wie gesagt, international, und es bedürfte nicht der Zeitungen, dieser gedruckten Stammtische, um der Aufführung der Parteien überdrüssig zu werden. Da ein Spin, dort ein Gegenspin – das will niemand mehr hören. Gegen Spin wäre wenig zu sagen, würde er gut gemacht. Keine Demokratie ohne öffentliche Wirkung, keine Öffentlichkeit ohne rhetorische Effekte, ja Tricks. Wie bei allem kommt es auch hier auf die Qualität an.