Melancholie, die abheben kann
Songwritergipfel: das hochkarätig besetzte Blue Bird Festival am Wochenende im Porgy & Bess
In den 60er- und 70er-Jahren war der Typus des Singer/Songwriters klar definiert. Er entstammte der Rock’n’Roll-Kultur, wählte aber andere Mittel, um sich Gehör zu verschaffen. Für gewöhnlich hatte er eine Akustikgitarre oder ein Klavier zur Hand, womit er Texte vertonte, die gelegentlich die Welt im Ganzen verändern, meist aber von der eigenen kleinen Welt berichten wollten. Und weil das Glück da nur selten zuhause war, trug der typische Singer/Songwriter kaum je ein Lächeln im Gesicht.
Nick Drake ist ein klassischer Vertreter dieser Gattung. Gerade einmal drei Alben hatte der Engländer veröffentlicht, bevor er 1974 mit 26 an einer Überdosis Antidepressiva verstarb. Das genügte aber für jenen Platz im Singer/Songwriter-Olymp, den er mit seinen tragisch-schönen Liedern bis heute einnimmt. Nick Drake steht auch am Beginn der Geschichte des Wiener Blue Bird Festivals: Die damals neu gegründete Vienna Songwriting Association (kurz: VSA), ein Zusammenschluss von Musikschaffenden, Journalisten und Fans, veranstaltete 2004 im Porgy & Bess einen Tribute-Abend für Nick Drake, dem 2005 das erste Blue Bird Festival folgte, ein seitdem jährlich stattfindender Konzertreigen im Zeichen des Singer/Songwritertums.