"Asien hilft uns"
AT&S-Chef Sommerer: Warum Österreich trotz Jobabbaus dankbar sein könnte
Interview: Gerlinde Pölsler
Leoben-Hinterberg, Dienstag vergangener Woche: Die Beschäftigten des Leiterplattenherstellers AT&S haben eben erfahren, dass 450 aus dem obersteirischen Werk gehen müssen - mehr als jeder Dritte. Vorstandschef Harald Sommerer muss sich bei der Betriebsversammlung "unschöne Worte" anhören, erzählen Mitarbeiter später. Viele sind außer sich: Sie hätten "mitgearbeitet, dass es heute in China und Korea ein Werk gibt, und genau diese Mitarbeiter nehmen uns jetzt die Arbeit weg", bringt Betriebsrat Günter Wölfler die Stimmung auf den Punkt. Als Grund für die Kündigungen nannte das Unternehmen unter anderem die Wirtschaftskrise, machte aber auch kein Hehl daraus, dass Maschinen aus Leoben nun im neuen Werk in Indien zum Einsatz kommen würden. ÖVP und BZÖ schossen sich daraufhin genauso auf AT&S ein wie KPÖ, Arbeiterkammer und ÖGB, für die die Kündigungen "von langer Hand vorbereitet waren" - was damit zu tun hat, dass der Aufsichtsratschef und Miteigentümer des Unternehmens der rote Hannes Androsch ist, den sich der künftige Kanzler Werner Faymann eben als seinen Wirtschaftsberater geangelt hat. "Androsch geißelt immer alle anderen, im eigenen Unternehmen lebt er aber nicht, was er anderen empfiehlt", tadelt VP-Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann. In die Kritik geriet auch, dass AT&S hohe Förderungen erhalten hat, laut Buchmann zählt der Betrieb zu den "Top Ten"-Förderbeziehern der Steiermark. Für ihn ist klar: "Ein Teil wird zurückbezahlt werden", das habe er mit Vorstandschef Sommerer besprochen. Sollte dieser allerdings in Leoben wie angekündigt mit neuen Projekten wieder Jobs schaffen, will Buchmann gern erneut fördern. Im Gespräch mit dem Falter versucht Sommerer, 41, seit 2005 Vorstandschef und außerdem der ehemalige Schwiegersohn Androschs, einige Dinge ins rechte Licht zu rücken.