Austern mit Haube

Restaurantbesuch: Wolfgang Kühnelt

Die erste Probe, ob man sich als Gast des Santa Clara als würdig erweist, stellt die Suche nach dem Eingang dar. In einem der vielen Torbögen der Bürgergasse versteckt, gibt sich das Restaurant nach außen hin betont dornröschenhaft. Das Ambiente im Innenhof und im Lokal selbst ist ausgesprochen charmant, auch wenn man den Teil im oberen Halbgeschoß ruhig ein wenig luftiger bestuhlen könnte. Die Küche ist mitten im Raum untergebracht und nur durch eine Sardinendosenwand von manchen Tischen separiert, das stört aber in keinster Weise. Das Service geht in der Regel freundlich und kompetent vor sich, manchmal ein bisschen zerstreut. Von einem "Geheimtipp" zu sprechen, wie es die Kollegen von Gault Millau jüngst taten, ist mittlerweile anachronistisch, vielmehr hat die selbst ernannte Prominenz aus dem Grazer Kultur- und Wirtschaftsleben das Santa Clara längst erobert. Damit einhergehend erfreuen sich etwa die Austern großer Beliebtheit, zu sehen an imposanten Schalengebirgen vor dem Lokal. Das jüngst zum Haubenlokal erhobene Santa Clara kann aber weit mehr, als Prestige-Häppchen zu servieren. Abends gibt es ein großzügiges und liebevoll variiertes Vorspeisen-Buffet sowie auffallend schonend zubereitete Gemüse-, Fleisch- und Fischspezialitäten. Wir beginnen mit einer Selleriesuppe (€ 3,50), die erfreulicherweise auf Creme fraiche verzichtet und statt dessen ein zartes Aroma von Olivenöl am Gaumen hinterlässt. Die Antipasti-Kollektion vom Buffet (€ 11,-) beschränken wir auf diverse Fischlein, wobei der Hering, die Sardinen und selbst die sonst primär salzigen Sardellen eine wunderbare Kombination mit roten Rüben ergeben. Annähernd perfekt dann der Branzino (€ 18,-), ganz klassisch mit Rosmarinkartoffeln und gar nicht laschem Mangold. Die Hühnerteile aus dem Holzofen mit Gnocchi und Kardamom (€ 13,-) sind knusprig gebraten und würzig. Und die Desserts, die man auch als kleinere Portionen verkosten kann, sind gleichfalls sehr zu empfehlen, so etwa die flauschigen Topfennockerl mit Holundergelee (€ 7,-).