Buch der Stunde
Der Donauraum ist kein konkreter Forschungsgegenstand. Geografisch gesehen haben Schwarzwald und Donaudelta ungefähr so viel gemeinsam wie Portugal und Dänemark. Und kulturwissenschaftlich gesehen landet man schnell bei ein paar osteuropäischen Intellektuellen, die mit Russland möglichst wenig zu tun haben wollen. Stichwort: Mitteleuropa.
Ein Buch über den Donauraum zu schreiben ist demnach kein leichtes Unterfangen. "Graue Donau, Schwarzes Meer" von Christian Reder und Erich Klein handelt einfach von allem, was mit der Donau zu tun hat - beziehungsweise von allen Ideen, die man in den Fluss hineinprojizieren kann. Und das sind viele. Die beiden Herausgeber und die versammelten Autoren untersuchen Straßennamen in Paris, die sich auf den Donauraum beziehen; sie dechiffrieren die Bedeutung von Kriegsdenkmälern auf der Krim; sie lassen krisengeschulte Diplomaten und vertriebene Tschetschenen zu Wort kommen; sie widmen sich der Literatur dieser Region in den 1920er-Jahren; und schließlich landen sie bei der Flussfauna und dem Kosten-Nutzen-Verhältnis von Wasserkraftwerken. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Kompendium von ausuferndem und interessantem Wissen. Allerdings ist es auch ein wenig unübersichtlich.