Die Sieder
Das muss dem Wiener Kaffeehaus erst einmal jemand nachmachen. Starbucks versucht seit fast zehn Jahren, in Wien amerikanische Kaffeekultur zu etablieren, aber die Zahl der Filialen steigt nicht so rasant wie angekündigt (pro Monat ein neuer Standort). Chill-out-Musik und Ohrensessel können nicht über das hektische Kommen und Gehen im Koffeinsupermarkt hinwegtäuschen. Lange sitzt bei Starbucks keiner, Zeitungen sind rar, Raucher müssen draußen bleiben, und die Preise sind eine Zumutung. Für das Geld, das hier ein großer Milchkaffee kostet, gibt’s anderswo ein Mittagessen.
Weshalb wohl auch das im Zusammenhang mit Coffee-to-go befürchtete Kaffeehaussterben ausgeblieben ist. Im Gegenteil: Das ehemalige Café Haag ist nach einem Intermezzo als Fastfoodrestaurant wieder ein Café und heißt nun Schottenstift; in alteingesessenen Häusern wie dem Hummel oder dem Weidinger fanden Generationenwechsel statt. Junge übernehmen Klassiker und bringen sie in die Gegenwart. Die Kaffeesiederinnen und -sieder der Stadt scheinen ein gutes Gespür dafür zu haben, was so ein Wiener Kaffeehaus ausmacht. Folgendes gehört unbedingt dazu: