Hier wird nicht getreten
Es ist Montagabend, Schneeregen peitscht über den Minoritenplatz. Im Außenamt gibt Ursula Plassnik ihr letztes Interview. Sie trägt Stiefel aus Fell und eine feuerrote Fleecejacke, als würde man sie gleich hinaus in die dunkle Nacht jagen.
Vorbei die Zeit, als sie Österreich in Brüssel und der weiten Welt repräsentierte. Die stummen Zeugen dieser Ära, afrikanische Schnitzereien und ein Erinnerungsfoto mit George W. Bush im Regal, bald wird Plassnik all das in Kartons packen.
Noch einmal melden sich besorgte Staatsmänner aus Europa bei ihr. Deutschlands Frank-Walter Steinmeier hat gerade angerufen und sich nach der Alpenrepublik erkundigt. In der Süddeutschen war ja von „faulen Kompromissen in so fundamentalen Fragen wie der Europapolitik“ zu lesen. Nein, sagt Plassnik, der deutsche Amtskollege werde nicht den „internationalen Zeigefinger“ erheben.