Von Missionaren und sprechenden Eseln
Das Programm "About Africa" zeigt Streiflichter aus Geschichte und Gegenwart des afrikanischen Filmschaffens
Vorschau: Joachim Schätz
Im Kino gewesen, gelernt: Wupperthal, erfahren wir zu Beginn von Jean-Marie Tenos Doku "Das koloniale Missverständnis" (2004), ist eine Kleinstadt in Südafrika, gegründet von deutschen Missionaren glatt 100 Jahre bevor die Schwebebahnmetropole nahe Düsseldorf sich 1930 den gleichen Namen gab. Auf Recherchereise zwischen den beiden Wuppert(h)als und Kontinenten zeichnet Teno nach, wie die evangelische "Rheinische Missionsgesellschaft" im 19. und 20. Jahrhundert den Interessen deutscher Kolonialpolitik zuarbeitete.
Dass das Christentum ein willfähriges Instrument der Kolonisierung war, ist nicht eben neu, aber die Mischung aus Expertenaussagen, kompakten Bildfolgen und gelegentlichen persönlichen Schlenkern des Filmemachers ergibt ein erstaunlich scharfes, nuanciertes Geschichtsbild.
Um ein solches ist die Filmreihe "About Africa" auch selbst bemüht: Wie bereits in der Erstausgabe der Schau 2006 mischen sich aktuelle Produktionen mit verdienten Klassikern des afrikanischen Kinos, etwa Ousmane Sembènes brillante Machtpolitik-Fabel "Ceddo" (1976). "Der Löwe mit den sieben Köpfen" (1969), ein Afrika-Kolonialepos des brasilianischen Modernisten Glauber Rocha mit Jean-Pierre Léaud in einer Hauptrolle und italienischem Spektakelkino-Know-how im Hintergrund, kriegt man auch nicht alle Tage zu sehen.
Der Großmeisterlichkeit unverdächtig, aber sympathisch ist Dani Kouyatés Komödie "Ouaga Saga" (2004), mit der die achttägige Schau des Vereins LichtBlick eröffnet wird: Ein paar Jugendliche in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadogou stehlen ein Motorrad, werden fast erwischt und schließlich stinkreich. Dazwischen spricht ein Esel, flirrt digitaler Glitter durchs Bild und begleitet Westernmusik einen Frauenaufmarsch. Im Kino gewesen, gekichert.
28.11. bis 5.12. im Top. Nähere Informationen: http:// lichtblick.kooperative.at