Am Apparat

Telefonkolumne

Politik, FALTER 49/2008 vom 03.12.2008

Wieso posten Sie Ihre Briefe im Netz, Herr Voggenhuber?

Johannes Voggenhuber ist wieder in seinem Element. Der streitbare grüne EU-Abgeordnete stellte einen Brief an seine Partei als Posting auf derstandard.at. Er werde als Kandidat für die EU-Wahlen zur Verfügung stehen, aber nur, wenn die Grünen fünf Bedingungen erfüllen, darunter einen „politischen Programmprozess“ und ein ordentliches Wahlkampfbudget.

Sie haben Ihrer Partei Bedingungen gestellt ...

Kennen Sie die?

Ich habe sie mir aus Ihren Postings zusammengeklaubt.

(Lacht.) Das ist auch eine Form der Öffentlichkeit!

Eigentlich wollte ich Sie fragen, warum Sie so gerne mit Ihrer Partei streiten.

(Lacht noch mehr.) Ich streite für etwas, nicht mit jemandem. Ich streite für meine Überzeugungen, ich streite für das, was Politik sein sollte und zumindest in Österreich selten ist.

Aber Ihre Streitfrequenz nimmt zu. Hat sich grüne Politik so sehr verändert, oder sind Sie strenger geworden?

Es gibt eine Abkehr von den Gründungsideen. Die Grünen sind sehr angepasst geworden, eine normale Partei. Es gibt eine Abkehr von der Politik, für seine Überzeugungen zu streiten und Risiken einzugehen.

Also deswegen Ihre fünf Bedingungen?

Das sind keine Bedingungen, sondern Voraussetzungen für Reformen, die notwendig sind.

Aber warum reden Sie nicht mit Ihren Parteifreunden, sondern posten Briefe?

Das ist ein Mythos. Manche in der Partei haben die Neigung, politische Kritik ins Persönliche zu wenden und daraus eine Psychokiste zu machen. Ich habe meine Kritik erst öffentlich gemacht, als sich abzeichnete, dass man meine vielen, vielen Gespräche einfach abperlen lässt. So war das auch bei diesem Brief. Auf derstandard.at habe ich ihn nur gestellt, weil aufgrund falscher Formulierungen im Standard und der sehr tendenziösen Darstellung eine völlig absurde Diskussion entstand. Und es stehen ja auch keine Geheimnisse drinnen.

Interview: Nina Horaczek

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