Beisl
Der steirische Gourmet
Lasagne an Plastik
Restaurantbesuch: Wolfgang Kühnelt
In der Annenstraße/Ecke Idlhofgasse, wo früher ein leicht depressiver Wienerwald seine Gäste mit Huhn abspeiste, wirkt seit Ende September ein „Italiener“, der von außen durchaus reizvoll aussieht. Im Inneren von Piacetto da Francesco gibt es die üblichen Fischernetze, zwei deplatzierte Straßenlaternen und jede Menge anderen Italo-Klimbim. Aus den Boxen dröhnen Eros Ramazotti und Kollegen, zum Essen gibt es hauptsächlich Pizza und Teigwaren. Der Chef stammt nicht aus Palermo, sondern aus Wien, die charmante Kellnerin nicht aus Milano, sondern aus Ungarn. Wo der Koch herkommt, blieb uns verborgen, es würde uns aber wundern, wäre er Italiener.
Um € 5,90 gibt es „all you can eat“ mit Suppe, Salat, Nudeln, Pizza und anderen Tagesspezialitäten. Der Preis ist heiß, das Essen weniger. Die Tomatensuppe schmeckt nach Packerl und weist im Topf bereits eine gehörige Haut auf. Das Buffet macht nicht wirklich Lust auf große Portionen, zu lieblos liegen die Sachen beieinander. Wer mehr investiert, steigt trotzdem nicht besser aus. Da gibt es etwa ein Saltimbocca (€ 10,60), das auf einem großen Missverständnis beruht. Während das Original ein zartes Stück Fleisch mit feinem Prosciutto und Salbei verbindet, liegt hier ein brachiales Naturschnitzel vor uns, das mit Saunaschinken und Käse überbacken wurde, wobei Letzterer auch noch angebrannt ist. Dieses Pseudo-Cordon-Bleu samt Gummikartoffeln überhaupt einem Gast vorzusetzen, ist mutig.