Der neue Woody Allen: Vicky Cristina Barcelona
Vicky und Cristina, zwei Amerikanerinnen zu Besuch in Barcelona, sitzen abends in einem Lokal. Juan Antonio, ein Maler mit rotem Hemd, kommt an ihren Tisch und lädt sie, zwecks Liebe zu dritt, zu einem Ausflug in seinen Heimatort ein. Vicky, die einen Verlobten daheim hat, gibt sich pikiert, Cristina hingegen zeigt sich interessiert. Dann freilich kommt alles ganz anders als gedacht. Nur leider weiß man auch das, was dann anders kommt, schon zehn Minuten im Voraus.
„Vicky Cristina Barcelona“, der neue Woody Allen, ist ein prüde-konservativer Film, der gut ins Jahr 1964 und zu Doris Day passen würde, aber ständig das Gegenteil von sich glauben machen will. Schlimmer wiegt, dass er oberflächlich, schlampig gemacht und, gemessen an Allens besten Arbeiten zumindest, unfassbar langweilig ist. Selbst die Dialoge, traditionell eine Stärke dieses Autor-Regisseurs, kommen einem sattsam bekannt vor: „Ich weiß nicht, was ich will. Ich weiß nur, was ich nicht will.“
Woody Allen in Barcelona, das ist der falsche Mann am falschen Platz. Mag sein, dass für Amerikanerinnen der Upperclass ein Trip nach Europa gleichbedeutend mit einem Polterabend und ein Abenteuer mit einem heißblütigen Continental Lover quasi obligat ist, bevor man sich zu Hause in ehelichen Pragmatismus fügt – aber über die Kumulation solch touristischer Klischees will der Film letztlich gar nicht hinaus.
Rebecca Hall und Scarlett Johansson sind nett anzuschauen, ebenso Javier Bardem, der Feschak vom Dienst, und Penélope Cruz ist wie immer unerträglich. Dazwischen sieht man Bauten von Gaudí, ein Sammlerstück von Cabrio und noch mehr Gaudís. „Vicky Cristina Barcelona“ ist ein filmisches Pendant zu Kaufhausmusik.
Ab Fr in den Kinos (OmU im Votiv, OF im Burg)