Eselei
Das wäre natürlich auch eine schöne Botschaft für eine politische Partei und noch dazu eine originelle Idee für ein Land, das seinerzeit in Erwägung zog, den Truthahn als nationales Wappentier zu verwenden. Dennoch stellt sich die Frage, welcher tiefere Sinn die Partei bewog, sich ein solches inoffizielles Wappentier zuzulegen, über das Wilhelm Busch schon reimte: „Der Esel ist ein dummes Tier, der Elefant kann nichts dafür.“ Während Truthühner aus tiergeografischer Sicht ganz typische Amerikaner sind, stammt der Wildesel aus Afrika und wurde erst später weltweit verbreitet. Dieser Bezug zur Herkunft großer Teile der nordamerikanischen Bevölkerung war aber nicht das Motiv der Wahl.
Als 1828 Andrew Jackson für die US-Präsidentschaft kandidierte, versuchten ihn die Republikaner für seinen populären Wahlspruch „Let the people rule“ als Esel (jackass) zu diffamieren. Jackson drehte den Spieß um und setzte den Esel auf seine Wahlplakate. Aber erst der deutsch-amerikanische Karikaturist Thomas Nast machte mit seinen politischen Cartoons den Esel als Symbol für die Demokraten weithin bekannt und führte auch den Elefanten als Sinnbild für die Republikaner ein.
Wie ambivalent die Eigenschaften des Esels sind, zeigt auch eine Fabel. Demnach wollte ein solcher Esel nicht zum Parlament der Tiere kommen. Der Löwe schickte Fuchs und Wolf, um ihn mit Gewalt holen zu lassen. Doch der Esel meinte, es gäbe ein Dokument, das ihn von dieser Untertänigkeit entbinde. Dieser Vertrag wäre auf der Unterseite seiner Hufen eingeritzt und die beiden Büttel könnten sich diesen gerne dort durchlesen. Was die beiden dann doch nicht taten und unverrichteter Dinge abzogen.
Da sich einige heimische Parteien in einer Phase der Neuorientierung befinden, schlage ich diesen vor, ihre Logos entsprechend zu überarbeiten. Vielleicht hilft ja in Zeiten wie diesen auch tierischer Ernst.