Grenzabstrakter Schrecken: The Strangers

Joachim Schätz
FALTER:Woche, FALTER:Woche 49/2008 vom 03.12.2008

Ein verkrachtes Pärchen (Liv Tyler und Scott Speedman) bekommt des Nachts ungebetenen Besuch. Zuerst poltert es an der Tür, dann tauchen die maskierten Eindringlinge jäh im Bildhintergrund auf wie einst Michael Myers in „Halloween“. Später wird bedächtig mit Äxten ausgeholt oder mit Messern zugestochen. „The Strangers“, das Regiedebüt von Bryan Bertino, ist gekonnter Minimal Horror nahe der Abstraktion. Die funny games, welche die Invasoren mit Publikum und Protagonisten spielen, lassen sich wie jene in Michael Hanekes „Anti-Thriller“ ähnlichen Zuschnitts auch als Genre-Metakritik lesen. Grausam spitzt Bertino die horrortypische Diskrepanz zwischen Wissen und Mitfühlen zu: So offensichtlich aussichtslos kann die Lage der Hauptfiguren gar nicht sein, dass wir ihnen nicht doch jedes Mal wieder eine Chance ausrechnen würden, ihren Belagerern zu entkommen. Und je näher die Rettung rückt, desto sicherer weiß man die Verfolger erst recht hinter der nächsten Ecke lauern.

Weiterhin in den Kinos (OF im Artis)

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