Knurren am Klo, Trakln in der Tram
Mathias Grilj hat 230 seiner glänzenden Glossen in ein Buch gefasst, das man einfach lieben muss
Buchrezension: Thomas Wolkinger
Es ist unklar, warum Mathias Grilj, von dem man ohne jede Übertreibung sagen kann, dass er der mit Abstand beste Schreiber zumindest dieser Stadt ist, nicht längst als solcher Anerkennung erfahren hat. Vielleicht, weil er es nicht darauf anlegt. Vielleicht, weil er zu sehr damit beschäftigt ist, dem Leben Gedanken und Sätze abzuringen, die sitzen, um sie in seine Glossen und – als Max Gad – in seine Theaterstücke zu passen, wo sie sich über die Jahre bewähren können.
„Vom menschlichen Maß“ ist so ein Text, eine von 230 Glossen, die Grilj in den letzten sieben Jahren für die unterschiedlichsten Medien geschrieben und nun unter dem Titel „So geht Leben“ in ein Buch gefasst hat. „Diese Glosse kommt auf sieben Zigaretten“, schreibt er da am Ende, lässt etwas von dem Maß erahnen, das er selbst nimmt, und schafft es davor auf knappen 25 Zeilen, die Polenta seiner Oma, Chatwins „Traumpfade“, Weinhebers (ausgerechnet!) Wintergedicht, einen super Witz über Hubert Gorbach und eine Mini-Reportage über Korruption am Bau derart elegant unter einen Hut zu bringen, dass daraus ein wenig vom Elend der Welt spürbar wird.