Mit Fußfesseln durch Tibet

FALTER:Woche, FALTER:Woche 49/2008 vom 03.12.2008

Kunst zum Widerstand in Burma und Tibet

Eines lässt sich in der Politkunstausstellung „A Question of Evidence“ sofort erkennen: Die Schau folgt nicht der Antiästhetik von künstlerischen Aktivismen mit ihren Infozetteln und Dokuvideos, sondern bemüht sich auch um eine formal ansprechende Gestaltung. Die Evidenz im Ausstellungstitel bezieht sich auf Prozesse der politischen Wahrheitsfindung und Demokratiebewegungen. Augenfällig kommt in der Ausstellung selbst aber nur die erste Arbeit daher: Ein Banner am Boden zeigt das Gesicht des burmesischen Militärdiktators Than Shwe, das von handschriftlichen Kommentaren übersät ist. Die Arbeit von Khin Khin Su fordert zur frontalen Auseinandersetzung mit einem Politiker auf, der viele Massaker zu verantworten hat.

Drei Räume der Ausstellung nimmt die sehr schön präsentierte Multi-Screen-Videoinstallation „The Thorn First Pages“ des indischen Künstlers Amar Kanwar ein, die in Zusammenarbeit mit Videodokumentaristen aus dem burmesischen Untergrund entstanden ist. Die Arbeit bleibt aufgrund der Komplexität der dargestellten Kämpfe jedoch schwer zugänglich. Mehr Konkretes bieten die Videointerviews von „Middle Way or Independence?“ von Ritu Sarin and Tenzing Sonam, die eine Lösung für Tibets Zukunft diskutieren. Die Installation „A Railway from Lhasa to Kathmandu“ des Chinesen Qiu Zhijie dokumentiert seinen Fußmarsch durch Tibet. Vor seiner Reise, die vor dem Hintergrund der neuen Zugverbindung von China nach Tibet stattfand, erforschte der Künstler historische Expeditionen in das einst als mythisches „Shangri La“ bezeichnete Land. Gelungen auch die inszenierten Fotos von Gonkar Gyatso, der für „My Identity“ in unterschiedliche Künstlerrollen Tibets schlüpft.

TBA 21 Thyssen Bornemisza, bis 5.4.

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