Schnitzeljagd im Endzeitwald
Kritik
In der Wiener Secession hat Alois Mosbacher vor vier Jahren seine neue Art, Landschaften zu malen, an der Figur eines wie erschossen im Wald liegenden Mannes namens „Leo“ kondensiert, von dem aus narrative Fäden bald die Welt internetbasierter „Live Acting Role Plays“ als Vorbild von Mosbachers Szenerien auffindbar machten. Dem Wald als nicht nur melancholischer Idylle, sondern auch als angstbesetztem Bühnenraum des Unzivilen, wenn nicht gefährlich Naturwüchsigen und also Unwägbaren ist Mosbacher seitdem treu geblieben. Seiner delikaten, zwischen Abstraktion und zeichnerischer Durcharbeitung changierender Malerei leider nicht. In „New Order“, einer dieses Jahr in Wien und Berlin entstandenen Serie großformatiger Kohle- und Kreidezeichnungen auf farbig vorgrundierter Leinwand, sind die waldigen Szenen nun auch gänzlich menschenleer, aber durchsetzt von Zivilisationsabfall. Das mag Endzeitstimmung aufkommen lassen, wirkt so verlassen aber nicht, sondern ist zumindest animalisch verlebendigt. Brave Lämmer und Hunde und Katzen bevölkern die Bildräume und kleine Vöglein obendrein; letztere sind auch isoliert auf weihnachtlich-wohlfeileren Formaten zu haben. Für den Künstler zwitschern sie die Begleitmusik zu jener mit den Werken wieder ausgesteckten Schnitzeljagd, durch die der Betrachter diesmal finden soll, will er von den Einzelbildern eine Geschichte erzählt bekommen. An die Leinwände gepinnte Zettel machen dabei klar, welche gedanklichen Abzweigungen zu nehmen wären, um die reichlich devastierten Ensembles nicht nur sinnlich, sondern auch sinnvoll in Reih und Glied zu bringen.
Galerie Patrick Ebensperger, bis 11.1.2009