Seipels Abschiedsschau: „Vom Mythos der Antike“

FALTER:Woche, FALTER:Woche 49/2008 vom 03.12.2008

Die Saliera und andere Schätze im Kunsthistorischen Museum

Über 18 Jahre lang stand Wilfried Seipel dem Kunsthistorischen Museum vor. Das Publikum kannte ihn besser als jeden seiner Vorgänger, nicht zuletzt durch den spektakulären Diebstahl von Benvenuto Cellinis berühmter „Saliera“. Das entwendete Salzfass brachte den Direktor als traurigen Kunsthüter in die Medien, wo er dem Publikum aber auch freudig deren Wiederkehr mitteilen konnte. Nach einer langen, hochtechnologischen Untersuchung wird die Preziose nun in der Ausstellung „Vom Mythos der Antike“ erstmals wieder präsentiert.

Die Antikenrezeption in der Kunst stellt ein Spezialthema des scheidenden Museumsleiters dar. Für seine Abschiedsausstellung konnte Seipel Hochkarätiges von den wichtigsten Partnerinstitutionen ausleihen. So kommt etwa Diego Velazquez’ Gemälde „Mars“ aus dem Prado nach Wien, das den Kriegsgott auf seine Waffe gestützt im Schlafzimmer der Venus zeigt, die gerade ihren Gatten Vulcanus betrogen hat.

Als stärkste Quelle der im Mittelalter langsam wieder einsetzenden Antikenbeschäftigung dienten die Metamorphosen des Ovid. In der Renaissance wurden die 250 Verwandlungsgeschichten schließlich zum allgemeinen Bildungsgut. Die aktuelle Schau exemplifiziert an 40 Beispielen, wie Sagen von Helden und Göttern in der Kunst dargestellt wurden.

Dafür werden eigene Arbeiten in Dialog mit den Leihgaben gebracht. So stammt aus dem Museo di Capodimonte in Neapel die Renaissanceskulptur „Farnesischer Stier“, die in Wien auf die fast zeitgleich entstandene Bronze „Herkules und Antäus“ von Giambologna trifft. Antikenverehrer Nicolas Poussin schuf das herrliche Gemälde „Im Reich der Flora“, das den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gehört. Ein Beispiel neuerer Kunst stellt das 1810 entstandene Bild „Amor und Psyche“ von Johann Heinrich Füssli dar, das die tote Psyche in den Armen ihres späteren Göttergatten zeigt. Nicole Scheyerer

Eröffnung am 4.12. (bis 1.3.)

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