Sexkolumne. Aufklärung für Zeitgenossen

Stadtstreife

Kolumnen, FALTER 49/2008 vom 03.12.2008

Das Zittern

Letztens ist mir aufgefallen: Es zittert keiner mehr beim Knutschen. Eigentlich schon lang nimmer. Als ich so 15 war und samstagabendlich herumschmuste, haben die gleichaltrigen Schmusepartner immer gezittert. War das ein Zittern vor Erregung, und mit den Jahren stumpft der Schmuser ab? Oder haben die temperaturabhängig gezittert, weil meistens im Freien geschmust werden musste? Mir fehlt das Zittern, ich fand das erhebend, weil ich es vorsichtshalber zu meinen Gunsten interpretiert habe. Immerhin war ich ja auch gerade in einer sensiblen Phase zur Bildung des Selbstbewusstseins. Ich habe Stunden und Abende damit zugebracht, um dieses Zittern zu provozieren. Manchmal auch bei echt nicht so Hübschen, will sagen, also naja, Münder hatten sie zumindest.

Für dieses Zittern habe ich fast unaushaltbar stürmische Küsserzungen in manischer Rotation erduldet oder manchmal auch die eine oder andere bleischwere und dann nix mehr tuende Zunge in meinen Mund ablegen lassen. Alles für das Zittern. Und das gibt’s jetzt nicht mehr.

Naja, es ist Advent, da wird man halt melancholisch.

Was Sie nie über Sex wissen wollten: Heidi List antwortet, bevor Sie fragen

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