Von Snobs und Sandlern
Zwei Schulen am Südrand Wiens verkörpern zwei Welten: Rot gegen Schwarz, Gemeindebau gegen Cottage, „neue Mittelschule“ gegen „öffentliche Eliteschule“. Ein Lehrausgang
Reportage: Matthias Writze
Es war ein bisschen wie bei Romeo und Julia“, erzählt Sonja und lacht im selben Moment über ihren Vergleich. Sie besuchte das Bundesgymnasium Anton-Krieger-Gasse, ihr Freund jenes in Perchtoldsdorf. Ihre Klassenkollegen schimpften über die „Snobschule“ ihres Freundes, seine über ihre „Sandlerschule“.
Das Gymnasium Perchtoldsdorf liegt im Speckgürtel, in einer Straße benannt nach Heimatschriftsteller Peter Rosegger, umgeben von Villen. Hier gehen die Kinder der Ärzte und Anwälte aus dem Wienerwald-Cottage zur Schule. Hier regiert die ÖVP.
Das Gymnasium Anton-Krieger-Gasse befindet sich unweit davon, im tiefroten 23. Bezirk Liesing. Anton Krieger war ein sozial engagierter Kaufmann. Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen den Schulen schmunzelt Herbert Schmidt, Direktor der Anton-Krieger-Gasse, zuerst. Schweigt dann und antwortet diplomatisch: „Die beiden Schulen spiegeln unterschiedliche Bildungsansichten und Mentalitäten in Wien und Niederösterreich wider.“