Auf der Spur des Geldes
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg, die Wiener Alleinerzieherin Petra T. und die amerikanische Harvard University haben eines gemeinsam: Sie haben Aktien gekauft. Die Alleinerzieherin T., teilzeitbeschäftigt, wollte 20.000 Schilling arbeiten lassen, damit ihr Kind später den Führerschein machen kann, und die protestantischen Kirchenoberen wollten sinkende Beitragszahlen mit Kapitalgewinnen ausgleichen und kamen auf die gloriose Idee, mit den Kirchenbeitragsgeldern Zertifikate von Lehman Brothers zu kaufen. Der Investmentfonds der Harvard University wiederum legte mit höchster Expertise Geld an. Noch etwas haben die drei gemeinsam: Ihr Geld ist weg. Jetzt werden in Norddeutschland Kirchen verkauft. In Harvard leidet die Lehre.
Aber wo ist es, das Geld? Hat das jetzt ein anderer? Letztlich gibt es zwei Bilder im Kopf zur Auswahl, wenn man die Geschehnisse auf den Finanzmärkten verstehen will. Bild eins: Das Geld, das der eine verliert, muss ein anderer gewonnen haben. Bild zwei: Das Geld, das ins Finanzsystem gerät, geht in eine große Blase ein, und kann, wenn die platzt, einfach „verpuffen“ – ins Ökonomie-Nirwana.