Buch der Stunde
Meine Fehler wird man hier finden“ – und nebenbei viele Erinnerungen an problematische Frauenbeziehungen, wie etwa die berühmte Max Frischs zu Ingeborg Bachmann. „Montauk“ erschien 1975 – ein Jahr nach Philip Roths Roman „My Life as a Man“ (dessen Titel auch für Frischs wohl intimstes Werk taugen würde). Der Schauspieler Felix von Manteuffel, der im Hörverlag auch „Homo Faber“ eingesprochen hat, inszeniert unaufgeregt in verschiedensten Tonarten jenes Alter Ego eines Schriftstellers, der auf Lesereise durch Amerika mit der Journalistin Lynn eine ebenso unaufgeregte Affäre erlebt.
Die Leidenschaftslosigkeit der aktuellen Liaison lässt ihm Zeit, alten Lieben und scheiternden Ehen nachzusinnen und über Schuld und Scham zu räsonieren. Bald scheint die Gegenwart von der Vergangenheit überflutet – wobei beide Zeitebenen erfreulicherweise unterscheidbar bleiben: Manteuffels Diktion strukturiert den Text auf eine Weise, die Tiefenschichten kenntlich macht. Schön, wenn er aphoristische Notizen wie eben geborene Diagnosen liest, über die er selbst beim Vortrag gerade staunt. Und einnehmend verschwörerisch, wie er bei den autobiografisch gefärbten Passagen flüsternd seine Stimme senkt.