Der programmierte Niedergang
Ein neues Buch beschäftigt sich kritisch mit der Geschichte der steirischen Volkspartei
Rezension: Herwig G. Höller
Als ÖVP-Landesparteiobmann Hermann Schützenhöfer vergangenes Jahr laut verkündete, trotz anderslautender Ankündigung nicht an der Präsentation einer Krainer/Klasnic-Biografie seines Parteifreunds Herwig Hösele teilzunehmen, folgte ein Rauschen im steirischen Blätterwald, war von einem Eklat die Rede. Aber auch mit der nächsten Publikation, die sich nun mit der Geschichte der steirischen ÖVP beschäftigt, dürfte Schützenhöfer keine wirkliche Freude haben.
In „Die steirische Volkspartei oder die Wiederkehr der Landstände“ haben sich die Grazer Historiker Dieter A. Binder und Heinz P. Wassermann in umfangreichen Essays mit der Landes-VP seit 1945 beschäftigt. Während Wassermann eine nüchterne, empirisch angelegte Studie zu jenen printmedialen Bildern liefert, die VP-Wahlkämpfe in der Nachkriegszeit produziert haben, geht der ÖVP-nahe Binder in einer ausholenden Analyse mit der Landespartei hart ins Gericht. Etwa was die Reaktion auf die Wahlen im Herbst 2005 und den Verlust des Landeshauptmanns betrifft: Anstatt eine umfassende Personaldiskussion zu führen und eine solide Neuaufstellung zu organisieren, so meint Binder, habe man sich damals lediglich „Jetzt erst recht!“ gesagt. Und selbst die vermeintlich glorreiche erste Amtsperiode von Waltraud Klasnic, die 2000 zu einem ÖVP-Erfolg bei den Landtagswahlen führte, interpretiert Binder im Sinn klassischer Dramentheorie als „retardierendes Element“ – noch einmal scheint eine glückliche Wendung denkbar, tatsächlich ist der Niedergang aber bereits vorprogrammiert.