Die Porno-Jäger
In der Steiermark läuft derzeit eine Flut an Prozessen wegen Kinderpornografie. Wie Ermittler und Richter das Problem bekämpfen
Reportage: Gerlinde Pölsler
Selbstbewusst sitzt der Turnusarzt, 31, vor Richter Martin Wolf. Er wird beschuldigt, Kinderpornos besessen und einen regen Tauschhandel damit getrieben zu haben, denkt aber nicht daran, dies zuzugeben. Er habe „normale“ Pornos geguckt und auch mit anderen Usern getauscht, aber keine Sachen mit Kindern. Nicht sehr glaubwürdig, wurde eines seiner Angebote doch vom Bundeskriminalamt Wiesbaden aufgefangen. Außerdem hat er nachweislich drei Mal anderen Usern, die ihm Fotos geschickt hatten, geantwortet: „Last Warning! Not older than 14!“ Das sei nicht wörtlich gemeint gewesen, verteidigt er sich: „Ich habe eben junge Mädchen gesucht und nicht ältere Frauen mit 26 oder 27 Jahren.“ Richter Martin Wolf wird zunehmend ungehalten. Mehrmals bietet er an: „Sie können noch ‚Hände hoch‘ machen! Ein Geständnis wäre ein Milderungsgrund.“ „Wieso“, entgegnet der Angeklagte, „ich hab’ ja nichts gemacht“. Wenn er pornografische Bilder gespeichert habe, dann nur „unwissentlich“. „Den Trottel von Richter, der Ihnen das glaubt, müssen’S erst finden“, sagt Wolf und verdonnert den Arzt zu acht Monaten Haft, davon zwei unbedingt.