Keine leere Schachtel
Thomas Raabs Essay über die Avantgarden und deren Abhandenkommen
Buchrezension: Paul Pechmann
Der aus Graz stammende, in Wien lebende Prosaautor und Kognitionsforscher Raab erlangte unlängst mit einer skurrilen Presseaussendung einiges an Aufmerksamkeit: Nach dem Tod von Michael Crichton (2,06 m!) sei er (Körpergröße 200 cm!) nun der größte lebende Autor der Welt. Im Hochformat kam nun sein jüngstes Buch heraus, dessen Cover ein Foto von Raab zeigt, der, selbst eine Zigarette angesteckt, dem Betrachter eine Packung „Avangard No 9“ entgegenhält. Das Sujet stellt schalkhaft die berühmte Fotoarbeit der Künstlerin Valie Export mit der Smart-Export-Schachtel aus dem Jahr 1970 nach.
Der Umschlag nimmt Kernthesen des Buchs vorweg: An die Stelle von Innovation ist die ironisierende Wiederholung getreten, „Avantgarde, die Neunte“ sozusagen; der kreative Akt gerinnt zur Präsentation des Gegebenen, die vorgezeigte Schachtel bleibt ohne den die Ironie transportierenden Kontextverweis sinn-leer.