„Mit 13 bin ich fremd geworden“
Wilfried N’Sondé hat einen zornig-poetischen Roman über Leben und Lieben in der Vorstadt geschrieben
Interview: Thomas Wolkinger
Mit seinem ersten Roman, der im Vorjahr in Frankreich und soeben auf Deutsch erschienen ist, ist Wilfried N’Sondé eine literarische Sensation geglückt. „Das Herz der Leopardenkinder“ wurde sofort mit dem Prix Senghor und weiteren wichtigen Literaturpreisen ausgezeichnet, das Feuilleton hat N’Sondés poetisch-polyfone Sprache mit der eines Rimbaud verglichen, mit Joseph Conrad, gar mit Céline.
Diese Vergleiche, meint Wilfried N’Sondé im Gespräch, schmeichelten ihm zwar. „Rimbaud? Super! Aber jeder schreibt einfach, wie er kann“, sagt der Autor und Musiker, der 1968 in Brazzaville/Kongo geboren wurde, im Alter von fünf Jahren mit seinen Eltern in eine triste Pariser Vorstadt zog, später Politologie an der Sorbonne studierte und seit 1991 in Berlin lebt, wo er als Sozialarbeiter türkische Jugendliche betreute. Wunderbar musikalisch hat N’Sondé seine Geschichte von einem jungen Schwarzen geschrieben, der im Suff einen Polizisten ermordet und im Gefängnis über sein Leben monologisiert. Fiebrige, atemlose Passagen wechseln da rhythmisch mit ruhigen Rückblenden, in denen der junge „Held“ über Mireille, seine verflossene Liebe sinniert, über Afrika, über Leben und Leiden in der Pariser Vorstadt.