Richtigstellung

FALTER:Woche, FALTER:Woche 50/2008 vom 10.12.2008

Rechten politischen Randgruppen wird gerne unterstellt, sie seien bildungsfern. Das mag stimmen, aber jedenfalls nicht für den BZÖ-Klubobmann. Nein, denn Josef Bucher ist ein verkannter Intellektueller, der die Parlamentskollegen mit feinsinnigem Humor vor sich hertreibt: Eigentlich wollte er der Regierung einen „Koalationsbären“ aufbinden. Da mögen vielleicht kleine Schlaubärchen einwenden: Ein Koala ist genauso wenig ein Bär, wie der Wal ein Fisch ist. Auch hier ist sich Bucher zu fein, um mit seiner altgriechischen Schulbildung zu prötzeln. Er wusste natürlich, dass sich der wissenschaftliche Artenname Phascolarctos von phaskolos (Beutel) und arktos (Bär) ableitet und das australische Beuteltier nur sprachetymologisch mit Ailuropoda melanoleuca (vulgo Großer Panda) verwandt ist.

Unwahr ist hingegen, dass Bucher eine Anspielung auf Faymanns Haarpracht und seinen Regierungspartner machen wollte. Hollywoodstar Russell Crowe gestand in einem Interview, dass sich seine üppige Rückenbehaarung anfühlte, als würde er einen toten Koalabären herumtragen.

Hintergründig hingegen ist Buchers Anspielung auf die eigentliche Bedeutung des Wortes Koala. Es handelt sich dabei um eine Metapher der Aborigines, die in etwa bedeutet: „Tier, das nicht trinkt“. Alkoholismus unter Parlamentariern ist auch bei uns ein unter den Teppich getrunkenes, äh, gekehrtes Problem. Betrunkene Abgeordnete haben in Australien jetzt sogar die Forderung nach Alkoholtests laut werden lassen, damit an Abstimmungen über Gesetzesentwürfe nur noch nüchterne Volksvertreter teilnehmen können.

Zum Lachen hätte es also nichts gegeben, eher zum Weinen, denn – wie Bucher auch hier völlig richtig anprangert – im Parlament gibt es zu wenig Biologieunterricht. Koalas gehören zur Unterordnung der Zweivorderzähner und sind so mit Tieren wie dem Zuckereichhorn, dem Tüpfelkuskus und dem Wangal verwandt. Und jetzt lacht natürlich niemand mehr.

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