Warum macht die Kirche Werbung für Weihnachten?
Nachfragekolumne
Wenn die Schäfchen nicht mehr so zahlreich in die Gotteshäuser drängen, muss der Hirte eben umdenken – und offensiver werden. Das dachte sich wohl auch Kardinal Christoph Schönborn, als er sein Plazet für die diesjährige Weihnachtswerbeaktion der katholischen Kirche gab.
Die dezent in den päpstlichen Farben Weiß und Gold gehaltenen Schriftplakate erinnern an den eigentlichen Sinn der Adventzeit. „Zu Weihnachten wurde Jesus Christus geboren. Ein Fest der Freude für die Menschen“, steht darauf zu lesen.
Eine Botschaft, die viele im vorweihnachtlichen Geschenkebesorgungstrubel vielleicht schon längst vergessen haben. Sinnigerweise hängen die Plakate deshalb vor allem dort, wo in den kommenden drei Wochen dem schnöden Mammon statt der adventlichen Einkehr gehuldigt wird: in Einkaufsstraßen und an Verkehrsknotenpunkten, wo es sich an langen Shoppingsamstagen gerne einmal staut. „Viele Menschen wissen heute nicht mehr, was zu Weihnachten gefeiert wird“, beklagte Schönborn bei der Präsentation der Plakate, „aus diesem Grund gibt es heuer erstmals eine Plakataktion.“
800 Großflächen, 1600 16-Bogen-Plakate und 600 City-Lights stellt die Schaltagentur Epamedia, die der ÖVP nahesteht, für diesen Anlass im Dezember zur Verfügung. Natürlich umsonst, für den guten Zweck. Erfinder der Aktion ist der 86-jährige Armin Fehle, ein Werbe- und Kulturmanager mit guten Kontakten zur Erzdiözese. Auch die Plakatgestalter von Jung van Matt/Donau nahmen für das Basteln der Plakate kein Geld. „Kirchenbeitragsgelder wurden nicht verwendet“, heißt es ausdrücklich auf der Homepage der Kirche, www.katholisch.at.
Dafür spendete Schönborn den Werbern ein „herzliches Vergelt’s Gott“. So etwas hören diese sicher selten.