Warum wir uns vor der Weltfinanzkrise nicht nur zu fürchten brauchen
Der Kommentar des Chefredakteurs
D iese Krise ist ganz und gar gewöhnlich. Insofern nämlich, als sie allen möglichen Leute dazu dient, das für richtig zu halten und als richtig zu empfehlen, was sie immer schon für richtig gehalten und empfohlen haben. Der Kardinal mahnt zur Einkehr, der Fußballtrainer fordert mehr Einsatz und der Chefredakteur der Presse moniert das Minderheitenwahlrecht. Unternehmer setzen Leute frei, ehe es überhaupt einen Anlass gibt, und vorsichtshalber geben die Banken einmal keine Kredite, auch wenn die Firmen, die sie brauchen könnten, noch jedes Vertrauen verdienen. Derweil kauft das Volk ein, dass die Schwarten krachen.
Diese Krise ist ganz und gar ungewöhnlich. Sie kommt mit einem so riesigen Vorlauf, mit einer Ansage, die schon so lange tönt, dass man auch die Gegenfrage hört: Kommt sie überhaupt, die Krise? Leute, die es wissen sollten, sagen Ja. Die deutsche Bundesbank spricht von der tiefsten Rezession seit 1945. Und überall liest man, der Sturm komme jetzt, jetzt gleich, in wenigen Tagen werde die Front da sein. Das Pfeifen im Wald wird täglich lauter. Das Weihnachtsgeschäft läuft, verdammt noch mal, so schlecht geht es uns doch noch gar nicht?