Glücklich ist, wer vergisst: Operette im Volkstheater
Die „Fledermaus“ zu Silvester ist in Wien so unausweichlich wie die Christmette am Heiligen Abend. Heuer steht die Strauß-Operette zum Jahreswechsel aber nicht nur in Staats- und Volksoper, sondern auch im Volkstheater auf dem Spielplan. Dagegen wäre grundsätzlich nichts zu sagen. „Die Fledermaus“ ist ein gutes Stück, und dass Schauspieler keine ausgebildeten Sänger sind, kann ja auch seinen Reiz haben. Im Volkstheater hat es das nur sehr bedingt. Michael Schottenberg verlegt das Stück in einen Wiener Gemeindebau der 60er- Jahre – ein Witz ohne Pointe. Ähnliches gilt für die meisten Neuerungen im Textbuch und für die von Patrick Lammer „jazzig“ arrangierte Musik. Lichtblicke eines deprimierend ranschmeißerischen Abends sind Beatrice Frey als bulgarische Salonschlange (aus dem Prinzen Orlofsky wurde hier Frau Orlofskaya), deren Arie in das ekstatische Geheul aus dem alten Deep-Purple-Hadern „Child in Time“ übergeht. Und Andreas Vitásek liefert als Frosch eine 15-minütige Kabaretteinlage, die mehr gute Witze enthält als eine ganze Volkstheaterspielzeit.
Volkstheater, Fr, Di 19.30