Lexikon der Getränke. Diese Woche: Amphorenwein
Wein, so wie bei den Römern: in der Amphore gereift
Sepp Muster ist eine der interessantesten Winzerpersönlichkeiten der Steiermark. Und das vor allem deshalb, weil er sich in 20 Jahren so irrsinnig gewandelt hat: vom jungdynamischen, großmäuligen Jungstar-Winzer der frühen 90er zu einem der profundesten Vertreter einer ganzheitlichen, biodynamischen Önologie, weit weg von Marktschreierei, aber insgesamt unglaublich zeitgemäß.
Ein großartiges Beispiel für seine Philosophie ist sein extremster Wein namens „Erde“, der mit dem Jahrgang 2005 soeben auf den Markt kam: biodynamisch erzeugte Trauben der Rebsorten Morillon und Sauvignon blanc wurden ein halbes Jahr lang mit Schalen und Stängeln, dafür ohne Schwefel in einen Tank gefüllt (normalerweise gibt’s bei Weißwein kaum Maischestandzeit über zwölf Stunden hinaus, und das ist schon selten) und dann erst gepresst, was dem Wein eine Struktur fast wie von Rotwein verpasste.
„Lassen“ ist Musters Motto, der 2005er wurde nach zweijähriger Lagerung erst im September quasi schwefelfrei abgefüllt, und zwar in Tonflaschen.
Der Wein ist dunkel, leicht nussig, kernig und sehr, sehr eigen. Beim Jahrgang 2006 ging Muster noch einen Schritt weiter: Der kam überhaupt gleich in eine ukrainische Großamphore und wurde ein paar Jahre eingegraben, „Erde“ halt. Ist aber erst in einem Jahr zu haben.
Den Wein „Erde“ von Sepp und Maria Muster gibt’s zum Beispiel bei Georg Grohs ( www.grohs-wein.com). Kostet dort 22,50 Euro. fH