Menschen hinter Inseraten
Ohne Fummel und Federboa
Valentin Veratschnig berät ältere, schwule Männer mit Bauch und Glatze
Hübsch und sexy: „Die Medien präsentieren uns nur junge und knackige Schwule“, kritisiert der zukünftige Lebensberater Valentin Veratschnig. Dabei sei das nur eine Minderheit. Es gäbe viele schwule Männer, die über 40, einsam und geschieden sind. Diese Mehrheit will Veratschnig ansprechen. Im Moment macht er seinen Abschluss als „Lebens- und Sozialberater“ und ein Praktikum bei der Rosa Lila Villa, dem Lesben- und Schwulenhaus.
Dort hatte er die Idee, nicht nur junge Schwule „in Fummel und Federboa“ zu beraten, sondern vor allem jene älteren Männer, für die sich seiner Meinung nach niemand interessiert. „Sie sind nicht mehr gefragt als Sexualpartner und im Beratungsbereich werden sie kaum als Klienten wahrgenommen, obwohl Bedarf vorhanden wäre.“ Eine Studie, die besagt, dass in dieser Bevölkerungsgruppe der Drogenmissbrauch und die Selbstmordgefahr höher sei als bei anderen, machte ihn wütend. Sie war wohl auch der Grund, warum sich Veratschnig für diesen Beruf entschieden hat.
Er will mit seiner Beratung nicht bezwecken, dass alle schwulen Männer auf der Regenbogenparade mitmarschieren. Er möchte, dass sie mit sich selbst und ihrem Sexualleben zufrieden sind.
Bisher hat Veratschnig als „Praxismanager“ bei einem Allgemeinmediziner gearbeitet und Patienten bei ihrer Ernährung beraten. Jetzt ist also die schwule Generation 40 plus an der Reihe.
Er hätte aber nichts dagegen, sagt Veratschnig, wenn seine Beratung obsolet wäre: „Ich würde es sogar schön finden, wenn wir in einer Gesellschaft leben würden, in der Schwule keine Beratung brauchen, egal ob sie hübsch und sexy oder dick und alt sind.“
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