Stadtrand
Urbanismuskolumne
Alt-Simmering – ein Wintermärchen
Hin und wieder schimmert durch all die hochspezialisierten Abläufe, die unser modernes Leben nun mal mit sich bringt, ein Hauch von Wärme, Leidenschaft und freundlicher Zuneigung. Zum Beispiel auf der Südosttangente. Dort, wenn man aus dem Süden in Richtung Stadtzentrum fährt, gerade wenn man die Abfahrt zum Flughafen passiert, steht ein merkwürdiges Hinweisschild: „Alt-Simmering“. Gibt es einen verschlafenen Ortskern von Simmering, den wir bislang übersehen haben? Ein sozialdemokratisches Pendant zum schwarzen Grinzing? Vielleicht mit strohgedeckten kleinen Häuschen? Wo die Arbeiterkinder unter Storchennestern spielen und die Geranien auf den Gemeindebaubalkonen auch im Winter blühen? Vielleicht liegt ja irgendwo, gut versteckt am Ende einer aufgelassenen Straßenbahnlinie, abseits aller heftig frequentierten Durchzugsrouten, Alt-Simmering. Das ist aber unwahrscheinlich. Wahrscheinlich ist Alt-Simmering nur die fantastische Ausgeburt eines hoffnungslos romantischen Autobahnschilderbeschrifters. Ist doch schön.