Trost von Fremden: Theater als Denksport
Drei Monologe umkreisen ein sinnloses Verbrechen: Claudius Lünstedts „Krieger im Gelee“ im Schauspielhaus
Theaterkritik: Wolfgang Kralicek
Mervin ist Sohn aus reichem Haus und ein Nerd. Als er einen ano-nymen Brief erhält, in dem ihm jemand das Blaue vom Himmel verspricht („Wir werden lange Kreuzfahrten durch die Südseeinseln unternehmen!“), ist der junge Mann von der ungewohnten Zuwendung so angetan, dass er einen fast tödlichen Fehler begeht: Er willigt ein, den Unbekannten zu treffen.
Der Briefschreiber heißt Martin und ist ein gefährlicher Irrer. In einem Roman hat er sich eine amoralische Philosophie („Es gibt kein Gut und kein Böse“) angelesen, die er an dem zufällig ausgewählten Mervin in die Tat umsetzen will. Am vereinbarten Treffpunkt schlägt er den Buben nieder, steckt ihn in einen Sack und fährt diesen zur Entsorgung in die Tierkörperverwertung. Alles läuft nach Plan, nur dass Mervin entdeckt und befreit wird. Dieter, der Retter, ist zufällig der beste Freund des Täters.