Von der Laufmasche im Strumpf zum Suppentopf
In den „Nachrichten aus der ideologischen Antike“ arbeitet sich die Assoziationsmaschine Alexander Kluge am Kapital ab
Bericht: Thomas Edlinger
Eines der Leitmotive der letztjährigen documenta 12 lautete: Ist die Moderne unsere Antike? Alexander Kluge, Filmemacher, Autor und TV-Produzent, würde diese Frage wohl bejahen. Sein aktueller Filmessay nennt sich „Nachrichten aus der ideologischen Antike“ und behandelt das Erbe von Marx und Eisenstein, also zweier revolutionärer Figuren der politischen bzw. der künstlerischen Moderne, deren radikalen Heroismus Kluge in die Nähe antiker Bezugsfiguren rückt.
Der nimmermüde Glücksjäger und freiberufliche Anwalt der „rebellierenden Zellen“ stellt in diesem monumentalen, vom Gestus her aber wohltuend unheroischen Werk selbst unzählige Fragen an die Welt, und diesmal hört er erst nach knapp zehn Stunden bzw. drei DVDs damit wieder auf. Es sind Fragen wie „Kann das Kapital, Ich‘ sagen?“, „Was heißt fröhliches Scheitern in der Risikogesellschaft?“ oder „Hätten die Russen nach dem Börsencrash 1929 das Kapital kaufen können?“.