Buch der Stunde
Bekanntlich neigt der Brite zur Exzentrik. Im 1957 geborenen Stephen Fry findet er eine besonders typische Ausprägung. Der Mann ist Schauspieler, Komödiant, Drehbuchautor und Schriftsteller. Als Bühnenautor wurde er Millionär, ehe er 30 war. Zuvor saß er ein paar Monate wegen Kreditkartenbetrugs im Gefängnis.
Fry ist manisch-depressiv, jüdisch und schwul, das Letzte aber laut Schauspielerkollegin Emma Thompson "nur zu 90 Prozent". Er gehörte zu jenen 130 jüdischen Intellektuellen, die deklarierten, dass sie Israel nicht für unkritisierbar halten. In seinem Technik-Blog gesteht Fry, stets nur mit Notebook, drei Blackberrys, mehreren iPhones, Speichermedien und diversen Laufwerken zu reisen.
So einem traut man alles zu, nicht wahr? Alles. Sogar ein Buch über Lyrik. So ungewöhnlich, wie es für unsere Ohren klingt, ist das nicht. England und Amerika haben ein entspannteres Verhältnis zur Poesie als wir. Es ist nicht so lange her, dass ein amerikanischer Präsident sich zur Inauguration von Robert Frost eine eigens von diesem gedichtete Ode vortragen ließ, und in Großbritannien existiert nicht nur die Einrichtung des "poet laureate", also des Hofpoeten, sondern auch das Schulfach "Poetry".