Buddenbrooks, in Ehrfurcht erstarrt

Michael Pekler
FALTER:Woche, FALTER:Woche 52/2008 vom 23.12.2008

Wir sind nicht dazu geboren, nach dem zu leben, was wir für Glück halten", meint Armin Mueller-Stahl als Jean Buddenbrook irgendwann in diesem Film zu seiner Tochter. Zu diesem Zeitpunkt ist der Verfall der alteingesessenen Kaufmannsfamilie aus Lübeck bereits unumgänglich, doch die Frage, wofür sie über mehrere Generationen hinweg zu leben glaubte, unbeantwortet.

Heinrich Breloer, als Regisseur des kostspieligen TV-Mehrteilers "Die Manns" entsprechend einschlägig vorbelastet, hat Thomas Manns elfteiligen Gesellschaftsroman verfilmt - und kann ihm selbstverständlich nicht gerecht werden. Nicht weil "Buddenbrooks" eines dieser "unverfilmbaren" Bücher oder der großbürgerlichen deutschen Auserlesenheit des Nobelpreisträgers nichts entgegenzusetzen wäre. Sondern weil Breloer - Mann hatte sich seinerzeit Max Ophüls für eine Verfilmung gewünscht - auf zweieinhalb Stunden jene Ideen und Ideologien komprimiert, die ihn als puristischen Bewunderer Manns ausweisen: Mitleid mit seinen von der Welt unverstandenen Figuren, eine Hochachtung ihrer "Feinnervigkeit", ihrer "Sensibilität". Der selbstverständlich schuldlose Untergang der Auserwählten ("Ist das Gottes Wille?") gerinnt bei Breloer zu einer ehrfürchtigen Starre, die nur dadurch aufgehoben wird, dass deutsche Stars wie August Diehl und Iris Berben alle zwanzig Minuten in der Maske altern, während die Kamera durch die Räume schwebt, um Bewegung zu simulieren.

Die Modernität des Niedergangs einer Handelsdynastie in der aktuellen Finanzkrise zu finden, ist übrigens lächerlich. Wer das glaubt, übersieht, dass selbst 16 Millionen Euro öffentliche Fördermittel dieses teuerste deutsche Schlachtschiff seit "Das Boot" nicht vor Havarie schützen konnten.

Ab 25.12., in den Kinos

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